Leseförderung im Förderunterricht
Neben der Leseförderung im Allgemeinen sind wir uns der Problematik der Leseschwäche oder sogar der diagnostizierbaren Störungen des Lesens bewusst und nehmen uns dieser im Bedarfsfall an. Die Hermann-Voss-Realschule beherbergt und verwaltet ein umfangreiches Sortiment an Tests, um Leseschwierigkeiten, die den Fachlehrern auffallen, differenziert zu bewerten und damit den Weg für eine gezielte Förderung zu eröffnen.
Lesen ist eine komplexe Abfolge von Codierungs-und Decodierungsfähigkeiten. Buchstaben müssen zu Lauten, Laute zu Wörtern, Wörter zu Sätzen und Sätze zu Texten zusammengesetzt werden. Auf diesem Weg kann es zu vielen Schwierigkeiten kommen. Während die Grundschulen sich auf den Anfang des Pfades konzentrieren, ist es in der weiterführenden Schule häufig die Automatisierung, die Lesegeschwindigkeit, die Genauigkeit und die Sinnentnahme, welche problematisch sind.
Nach der Untersuchung kommt die Förderung: Wir haben ein in vielen Schwierigkeitsgraden gestuftes Fördermaterial. Was einem Schüler, einer Schülerin schwer fällt, bei dem Prozess den Sinn eines Textes zu erlesen und vor allem ab welcher Textlänge Schwierigkeiten auftreten, entscheidet in unserer Leseförderung darüber, auf welcher Stufe er oder sie mit der Förderung beginnt. Dies erlaubt uns sogar, während des Trainings beständig zu überprüfen, auf welchem Level der Schüler, die Schülerin sich befindet. Eine begrenzte Gruppengröße ermöglicht es dem Förderlehrer ganz gezielt auf individuelle Schwierigkeiten einzugehen und Strategien zu vermitteln, die eine Verbesserung und Erweiterung der einzelnen Lesefähgkeiten zu unterstützen.
Doch neben dem reinen Lesen und der Sinnentnahme produziert dieses Vorgehen zwei weitere positive Effekte:
Zum einen werden in den klassen- und jahrgangsübergreifenden Gruppen unbekannte Wörter besprochen, erklärt, gemalt, vorgespielt und mit eigenen Erfahrungen erfassbar gemacht. Damit wird der Wortschatz erweitert (was wiederum das Lesen und die Sinnentnahme erleichtert).
Weiterhin werden die Schüler zu einer ganz strukturierten Aufzeichnung ihrer Ergebnisse angeleitet, welche sie auch zum größten Teil selbständig kontrollieren. Heftführung, selbständiges Arbeiten und Sauberkeit in der Handschrift werden hier ebenso rückgemeldet und eingefordert, wie die Ergebnisse im Lesen.
Abschließend ist es natürlich selbstredend, dass Lesen sich nur durchs Lesen übt. Leichter, freier und im Zweifel auch unterstützter Zugang zu Büchern, Comics oder Zeitschriften, die die Kinder und Jugendlichen wirklich interessieren, ist eine Grundvorrausetzung für Fortschritte im Lesen. Hier benötigen Schülerinnen und Schüler die Begleitung zu Hause und/oder die Förderung bei ausgebildeten Therapeuten.
Ein aktuell angestrebtes Projekt ist ein Angebot des Bildungsbüros des Amtes für Schule und Bildung. Es nennt sich Lese-Mentor. Unsere Schule hat sich darum beworben, an diesem Projekt teilzunehmen. In der Leseförderung ausgebildete Damen und Herren betreuen individuell Kinder im Verhältnis 1:1, d.h. dem betreffenden Kind wird eine Person zugeordnet, die einstündig pro Woche mit ihm das Lesen übt. Im kommenden Halbjahr wird anderen Schülerinnen und Schülern diese individuelle Förderung zukommen. Wie viele Kinder pro Halbjahr gefördert werden können, hängt davon ab, wie viele Lesementoren unserer Schule zugeteilt werden. Diese Projekt betrifft vorerst nur den 5. Jahrgang.